Kaufen über Ebay und andere Auktionshäuser:

Was sehen Sie, wenn Sie sich eine Klavierauktion anschauen? Ein Foto und ein paar Worte, die ein Laie geschrieben hat. Das reicht natürlich nicht um zu beurteilen, ob es sich wirklich um ein Schnäppchen oder den totalen Reinfall handelt. Auch ich als Klavierbauer kann dies letztlich nicht anhand dieser dürftigen Informationen beurteilen. Das kann ich erst, wenn ich das Instrument begutachte oder stimme. Und das kommt in letzter Zeit fast wöchentlich vor: ein Kunde bestellt mich zur Stimmung seines Ebay Schnäppchens und muss erfahren, dass es doch ein Fehlkauf war. Zugegeben: es gibt sie tatsächlich, die Schnäppchen. Aber das kommt meiner Erfahrung nach eher selten vor. In mindestens 50 % aller Fälle jedoch muss ich dem Kunden leider mitteilen, dass das Instrument nicht mehr stimmbar ist oder dass eine teure Reparatur fällig ist. Dafür hat der Kunde dann den Kaufpreis, den Transport quer durch Deutschland und meine Arbeitsstunden und Anfahrt bezahlt.

Auch ein Fachmann kann anhand der Auktionsinformationen nur erahnen, ob es ein Schnäppchen ist oder nicht. Wenn es eines sein könnte, wird der Fachmann sich selbst überlegen, es zu ersteigern. Und genau das passiert täglich bei Ebay. Gehen Sie davon aus, dass sehr viele Klavierbauer und Online-Händler auf diesem Wege ihre Klaviere beziehen. Und die wissen ganz genau, bis wieviel sie bieten wollen. Wenn Sie nun ein Klavier ersteigert haben, dann gehen Sie von folgendem aus: Sie haben gerade einige Fachleute überboten.

Kaufen über Online-Händler:

Mittlerweile gibt es ganze Heerschaaren von Online-Händlern, die ein großes Angebot von gebrauchten Klavieren und Flügeln anbieten. Gehen wir mal davon aus, dass diese seriös sind. Dann bleiben immer noch 2 Fragen offen:

1. wie läuft das mit der Gewährleistung bzw. Garantie?
2. bekommen Sie auch wirklich das, was Sie eigentlich gewollt haben?

Auch Händler, die mit Online-Kauf arbeiten, müssen Gewährleistung bieten. Wenn Sie nun von einem Händler kaufen, der 500 Km entfernt ist, entsteht folgendes Problem: wenn eine Taste klemmt oder das Pedal quietscht (eigentlich keine große Sache), muss jemand vorbeikommen, der das Problem behebt. Nun behaupten natürlich alle Internetverkäufer, dass sie bundesweit Klavierbauer haben, die für sie arbeiten. Das mag im Prinzip stimmen, aber ein flächendeckendes Servicenetz dürfte eher unrealistisch sein. Nehmen wir an, der Händler sagt beim Kauf, er habe einen Klavierbauer „in Bayern“, dann hilft Ihnen das nur bedingt, wenn dieser in Passau wohnt, Sie aber in Würzburg. Natürlich wird sich der Händler darum kümmern müssen. Aber  wollen Sie so lange auf Hilfe warten, bis der Kollege „aus Bayern“ mal bei Ihnen in der Gegend ist?

Das Hauptproblem beim Onlinekauf ist jedoch, dass Sie das Instrument weder gehört noch gespielt haben. Selbst wenn es technisch in Ordnung ist, gefällt Ihnen vielleicht der Klang überhaupt nicht. Oder die Spielart ist Ihnen zu schwergängig oder zu leichtgängig, je nach Vorlieben. Nun höre ich immer wieder von Online-Kunden: ich kann doch noch gar nicht selber spielen (die Kinder sollen anfangen). Ich kann das ja selber gar nicht beurteilen. Meine Antwort darauf lautet: oh doch, Sie können. Gehen Sie mal in ein Klavierhaus bei Ihnen vor Ort und lassen sich vom Verkäufer verschiedene Instrumente vorspielen. Selbst der unmusikalischste Laie wird einen Unterschied hören. Und das ist bei gebrauchten Instrumenten natürlich auch der Fall.

Um es auf den Punkt zu bringen: egal, ob Sie ein Klavier ungesehen ersteigern oder von einem Händler ungesehen liefern lassen: Letztendlich wissen Sie nicht, was kommt. Sie kaufen doch auch kein Auto ohne Probefahrt.